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Studienreise im Zeichen der Inklusion. Vertreter_innen der argeSODiT besuchten mit Landesrätin Pawlata und Lebenshilfe Tirol ENABLE Scotland.

Selbstbestimmung ist nicht nur in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert, sondern auch Leitlinie für die Behindertenhilfe in Tirol. Mit dem „Self-Directed Support“ (SDS) setzt Schottland auf ein Modell, das Menschen mit Behinderungen mehr Wahlmöglichkeiten und Kontrolle über ihre eigene Unterstützung gibt. Um sich ein Bild dieser personenzentrierten Begleitung zu machen, hat die Lebenshilfe Tirol zusammen mit Franz Wolfmayr vom Zentrum für Sozialwirtschaft Graz eine Studienreise organisiert.

Gruppenbild Tiroler Delegation mit Personen von Enable Scotland

Vertreterinnen und Vertreter des Dienstleisters Enable Scotland in Glasgow gaben der Tiroler Delegation Einblicke in ihr personenzentriertes Unterstützungskonzept. Bild: © Land Tirol

Grundlage des schottischen Modells ist unter anderem der gesetzliche Rahmen des „Self-Directed Support Act“. Er verpflichtet lokale Behörden dazu, Menschen, die Anspruch auf soziale Unterstützung haben, verschiedene Möglichkeiten anzubieten. So können sie die Art der Unterstützung bestimmen und wählen, ob sie Direktzahlungen bekommen möchten, eine lokale Behörde oder ein Dienstleister das Budget verwalten oder diese die Auswahl und Organisation der Unterstützung übernehmen sollen. Menschen mit Behinderungen werden beispielsweise auch bei der Wohnungssuche unterstützt. Eine starke Säule in der Begleitung bildet bei ENABLE, einem führenden Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Lernschwierigkeiten, die Persönliche Assistenz.

„Inklusion bedeutet, die Bedürfnisse und Entscheidungen einer Person in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist mir ein Anliegen, diesen Grundsatz der Selbstbestimmung auch in Tirol zu verankern, sodass Tirol Vorreiter in Sachen Inklusion und Selbstbestimmung wird", erläutert LRin Pawlata die Hintergründe der Reise. "Es geht darum, Gemeinsamkeiten zwischen den Systemen und Leistungen zu erkennen und aus den Erfahrungen eines Modells zu lernen, das ganz im Sinne der Leistungsempfängerinnen und -empfänger steht.“

Mit vielen Eindrücken kehren auch Ludwig Plangger, Obmann der argeSODiT, und Stellvertreterin Veronika Mair aus Schottland zurück. „Durch die gemeinsamen Erfahrungen, die wir vor Ort gemacht und miteinander reflektiert haben, bringen wir unterschiedliche Blickwinkel in die Diskussion ein. Wir bringen neue Ideen und Impulse für die Weiterentwicklung der personenzentrierten Begleitung von Menschen mit Behinderungen nach Tirol mit“, so Plangger. Natürlich gibt es auch Unterschied in den Rahmenbedingungen zwischen Tirol und Schottland, der Personalmangel  ist hier wie dort Thema und es läuft nicht alles rund. „Aber es schadet nie, über den Tellerrand zu schauen, sich Inspirationen zu holen und die eigenen Systeme zu reflektieren.“

Inspiriert zeigt sich auch Thomas Niederwieser, Regionalleiter der Lebenshilfe in Osttirol: „Die Eindrücke von ENABLE Scotland bestärken uns darin, noch mehr Motor und treibende Kraft für gesellschaftliche Veränderungen zu sein und uns als Menschen- und Bürgerrechtsorganisation für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention stark zu machen. Dazu gehört auch, bestehende Angebote und Konzepte immer wieder zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.“,

In der argeSODiT wird man sich nun über die gewonnenen Eindrücke austauschen und diese auch in den gerade anlaufenden Bedarf- und Entwicklungsplan der Tiroler Behindertenhilfe einbeziehen.